„Mehr Plastik als Fische im Meer bis 2050“ – diese Prognose kennen wir alle. Ein globales, rechtsverbindliches Plastikabkommen sollte die Wende bringen. Doch die Verhandlungen sind vorerst gescheitert. Während einige Staaten blockieren, wächst der Plastikberg weiter. Was bedeutet das – und was können wir jetzt tun?
Plastik ist längst überall: in Flüssen, Meeren, im Boden, in der Luft – und in unseren Körpern. Mit Folgen, die wir nicht ignorieren können. Mehr als 16.000 Chemikalien werden in Kunststoffen eingesetzt. 4.000 davon gelten als gesundheitsschädigend, bei über 10.000 sind die Risiken unbekannt. Manche können Krebs auslösen, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder das Hormonsystem stören.
Hinzu kommt: Die Plastikproduktion treibt die Klimakatastrophe an. Kunststoffe sind ein fossiles Produkt – ihre Herstellung ist energieintensiv und verursacht erhebliche Treibhausgasemissionen. Laut UN-Umweltprogramm werden heute 430 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert – zwei Drittel davon werden nach kurzer Nutzung zu Abfall. Und die Prognose ist alarmierend: Bis 2060 könnte sich die Menge verdreifachen.
Als Unverpackt-Bewegung sehen wir jeden Tag, dass Lösungen längst existieren: Unverpackt statt Wegwerfplastik, Wiederverwendung statt Einweg. Doch ohne politische Leitplanken bleibt das freiwillig. Und das reicht nicht – wir brauchen verbindliche Vorgaben, die die Produktion von Plastik reduzieren und Mehrweg fördern. Auch die Mehrheit der Staatengemeinschaft hat das erkannt: Die Mitgliedsstaaten der UN haben 2022 das UN-Umweltprogramm beauftragt, die Verhandlungen für ein Plastikabkommen zu organisieren.
Daher traf sich das Intergovernmental Negotiating Committee (INC) vom 4.–15. August 2025 in Genf zur sechsten und letzten geplanten Verhandlungsrunde. Das Ziel: ein verbindliches Abkommen, das den gesamten Lebenszyklus von Plastik umfasst – von der Produktion bis zur Entsorgung.
Der letzte Entwurf sah unter anderem vor:
Klingt ambitioniert – aber bei näherem Hinsehen: Keine verbindlichen Höchstgrenzen für die Produktionsmenge, keine klaren Vorgaben zum Verbot gefährlicher Chemikalien, stattdessen viele allgemeine Formulierungen und Freiwilligkeit.
Wenn wir zu einer wirklichen Kreislaufwirtschaft kommen wollen, müssen wir an die Quelle: weniger Plastik produzieren, nicht nur mehr recyceln. Wir fordern, wie viele zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich im Bündnis Champions of Change zusammengeschlossen haben, eine sozial gerechte Plastikwende mit Reduktion der weltweiten Plastikproduktion um mindestens 75 % bis 2040, das Verbot von Einwegplastik und global harmonisierte Mehrwegstandards.
Über 3.700 Teilnehmende aus 184 Ländern waren registriert, darunter rund 70 Minister:innen, Regierungsvertreter:innen, Wissenschaftler:innen, NGOs – und 234 Lobbyist:innen aus der Erdöl- und Chemieindustrie. Zum Vergleich: Die gesamte Diplomatie aus EU und EU-Staaten stellte 233 Delegierte.
Das ist nicht nur eine Randnotiz, sondern ein Kernproblem: Die fossile Industrie beeinflusst hier die Regeln, die sie selbst betreffen. Ihre massive Präsenz bei den Verhandlungen zeigt, wie stark kurzfristige wirtschaftliche Interessen vor Zukunftsfähigkeit priorisiert werden.
Die Mehrheit der Staaten – darunter die EU, kleine Inselstaaten im Pazifik sowie Länder in Lateinamerika und Afrika – wollte ambitionierte Maßnahmen: Deckelung der Plastikproduktion, Verbot giftiger Chemikalien, Finanzierungsmechanismen.
Doch das Abkommen konnte von einer Minderheit blockiert werden – unter anderem von Ländern, deren Wirtschaft stark von Öl und Plastik abhängt, wie Saudi-Arabien, Russland und die USA. Kurzfristige Profite standen über dem Schutz unserer Lebensgrundlagen.
Wann die nächste Verhandlungsrunde kommt, ist offen. Doch die Plastikkrise wartet nicht auf internationale Kompromisse. In der Zwischenzeit können wir uns daher auf lokaler Ebene engagieren – als Bürger:innen und Verbraucher:innen.
Was können wir konkret tun?
Anpacken statt Auspacken. Gemeinsam für unsere Zukunft!
Für Lisa ist klar: um die Plastikkrise zu bewältigen, braucht es beides - politische Rahmenbedingungen mit einem Mix aus klaren Reduktionszielen für die Kunststoffproduktion und Anreizen für lebensdienliche Alternativen einerseits und andererseits ressourcenschonende Alltagspraktiken, die schon jetzt möglich sind. Ihre Favoriten: Kleidung reparieren, Natron als Wundermittel und natürlich unverpackt einkaufen.
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