Die Menschen in unserem Netzwerk gestalten jeden Tag eine enkeltaugliche Zukunft — ob im Unverpacktladen oder mit ihren innovativen, nachhaltigen Produkten und Lösungen. In unserer Interviewreihe „3 + 1 Fragen an …“ teilen sie als Expert:innen für Müllvermeidung und Ressourcenschonung ihre Ideen, Erfahrungen und Geschichten.
Zum Auftakt widmen wir uns dem Thema Mehrweg: Die beste Verpackung ist die, die gar nicht erst entsteht. Doch wenn Verpackung unvermeidbar ist, bietet Mehrweg eine nachhaltige Alternative. Viele unserer Fördermitglieder engagieren sich aktiv für Mehrweg-Lösungen. Wir stellen euch spannende Ansätze aus den Bereichen Lebensmittel und Kosmetik vor — und werfen einen Blick entlang der gesamten Lieferkette: von Mehrwegverpackungen für Endkund:innen bis zu wiederverwendbaren Transportlösungen für Großgebinde in Unverpacktläden.
Seit meinem Studium beschäftige ich mich mit planetaren Grenzen und Ökologie. Schon früh wurde mir klar, dass Zirkularität der Schlüssel ist! Die Natur macht es uns vor: Hier funktioniert alles in Kreisläufen, von der Photosynthese bis zum Wasserkreislauf.
Doch unsere Gesellschaft denkt linear: nehmen, nutzen, wegwerfen. Ob Kleidung, Verpackungen, Mobilität oder Architektur – fast nichts ist wirklich zirkulär. Die Folgen sehen wir täglich: Klimawandel, Artensterben, Ressourcenknappheit. Unser lineares Wirtschaftssystem wird ein Ende finden; daher müssen wir bewusst Richtung Zirkularität umsteuern.
Ich möchte daran mitwirken, Lösungen dafür zu erarbeiten. Und Mehrweg ist ein Mega-Werkzeug, um Ressourcenkreisläufe zu schließen.
Mit zerooo brechen wir mit dem Status quo der Verpackungsindustrie von Downcycling und Müllverbrennung. Was bei Getränkeflaschen schon funktioniert, übertragen wir auf unser Mehrwegsystem für Kosmetik- und Drogerieprodukte.
Die standardisierte zerooo-Mehrwegflasche zirkuliert als Pool-Gebinde im geschlossenen Materialkreislauf zwischen Marken, Handel und Konsument:innen. Marken können ihre Produkte in ein gemeinsames Pool-System einbringen. Die Kund:innen kaufen diese ganz normal – mit einem Pfand von 50 Cent. Nach Gebrauch geben sie die leeren Behälter zurück, z. B. in teilnehmenden Unverpacktläden.
Unsere Flaschen bestehen aus Monomaterial – entweder 100 % PET oder Glas. Sie können bis zu 30-mal auf dem Mehrweg wiederverwendet werden, bevor sie sortenrein recycelt und zu neuen Flaschen verarbeitet werden.
Marken wie sodasan, 4people, denttabs und SEA ME nutzen das Zerooo-System bereits.
Ohne Zusammenarbeit können wir die Herausforderungen, vor denen wir stehen, nicht lösen.
In der linearen Wertschöpfungskette wird ein Produkt einfach weitergereicht – bis es am Ende Müll wird. Für eine echte Kreislaufwirtschaft müssen aber alle Beteiligten mitdenken und Prozesse so gestalten, dass am Ende kein Abfall entsteht, sondern ein geschlossener Kreislauf.
Ein funktionierendes Mehrwegsystem kann nicht von einer einzelnen Marke, einem Händler oder einem Produzenten allein getragen werden. Es braucht ein starkes Netzwerk: Marken, die sagen: „Wir machen mit!“; Handelspartner, die Mehrwegprodukte verkaufen, zurücknehmen und den Rückführungsprozess mittragen; Waschprofis, die das Leergut reinigen; Logistik-Experten, die für reibungslose Abläufe sorgen und Kund:innen, die verstehen, dass Mehrweg-Verpackungen nicht entsorgt, sondern zurückgegeben werden.
Das ist eine große Herausforderung, denn der Wandel von linear zu zirkulär passiert nicht über Nacht. Aber der Erfolg gibt uns Recht: Aktuell haben wir 400.000 Mehrwegflaschen im Umlauf – und das mit einer Rückgabequote von 80 % bei unserem ersten Handelspartner. Noch nicht perfekt, aber ein riesiger Schritt in die richtige Richtung!
Bündnisse, Verbände und Allianzen, die alle Akteure an einen Tisch bringen, sind wichtig. In Deutschland haben wir daher gemeinsam mit 30 anderen Akteuren den Mehrwegverband Deutschland gegründet. Auf europäischer Ebene ist die „New Era – der New European Reuse Alliance“ aktiv, um politische Prozesse in Brüssel mitzugestalten.
Mein Wunsch an die Politik:
Die Europäische Gemeinschaft hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 zirkulär zu wirtschaften. Doch um dieses Ziel zu erreichen, braucht es ein tieferes Verständnis der Zirkularität – insbesondere seitens der Politik.
Der Begriff „Kreislaufwirtschaft“ wird aktuell oft missverstanden und von der Entsorgungsindustrie sogar irreführend genutzt. Vieles, was als „Recycling“ bezeichnet wird, ist in Wahrheit eine Spiralwirtschaft – Ressourcen gehen dabei verloren. Echte Zirkularität bedeutet jedoch, dass Materialien im Kreislauf bleiben.
Mehrweg ist ein Schlüssel dazu! Wir können es überall einsetzen: in der Kosmetik- und Drogeriebranche, in der Lebensmittelindustrie und darüber hinaus. Die Politik muss zirkuläre Lösungen als essenzielle Zukunftsstrategie begreifen und aktiv fördern.
Mein Wunsch an die Wirtschaft:
Macht mit! Es gibt nichts zu verlieren, aber viel zu lernen. Es gibt immer Argumente, warum etwas (noch) nicht geht. Aber: so bleibt es, wie es ist.
Mein Wunsch an Konsument:innen:
Bringt das Leergut zurück!
Weiterführende Links:
1 Mehrwegverband Deutschland e. V. Der gemeinnützige Verein hat das Ziel, Mehrwegsysteme gesellschaftlich voranzubringen und zu skalieren – im Lebensmitteleinzelhandel (LEH), im Außer-Haus-Verzehr und im Versandhandel.
2 New European Reuse Alliance (New ERA) Der Wirtschaftsverband „New European Reuse Alliance (New ERA)“ vertritt Unternehmen, die eine Kreislaufwirtschaft durch die Förderung von Mehrweg-Verpackungslösungen vorantreiben, auf europäischer Ebene.
Als Naturenthusiastin tauscht Lisa nach Feierabend den Bildschirm gegen Bäume und beobachtet dabei die perfekten Kreisläufe der Natur: Hier gibt es keinen Müll – alles wird Teil eines neuen Kreislaufs. Für unser Online-Magazin spricht sie mit Mehrweg-Pionier:innen, die sich davon inspirieren lassen, um eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu gestalten. Ihr persönlicher Favorit im Mehrwegglas? Ganz klar: mittelscharfer Senf.
Du hast noch Fragen? Kontaktiere Lisa hier: office@unverpackt-verband.de
Liebe Mitglieder,
Am 10.04.2025 ist unser bisheriger interner Bereich zu BeUnity umgezogen.
Einen Einladungslink dazu findest du im April Newsletter.
Darüber kannst du dich auf unserer neuen Communityplattform anmelden,
um weiterhin Infos rund um den Verband zu erhalten und in den Austausch mit anderen Mitgliedern zu kommen.
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Ein Onboarding findet zu folgenden Terminen statt:
Ladner:innen
22.04. 20 Uhr / 28.04. 13 Uhr / 29.04. 20 Uhr
Fördermitglieder
28.04. 16 Uhr / 29.04. 13 Uhr